Auszug aus dem Abschlussbericht des Arbeitskreises zur Auditierung des Förderprogramms Neue Medien in der Bildung, Förderbereich Schule

Originalquelle im WWW: http://www.dlr.de/pt_nmb/Projektauditierung_Schule

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g) TOOLKIT:

Das Projekt Toolkit stellt Werkzeuge zur Erstellung von unterschiedlich komplexen Aufgaben und von interaktiven Lernumgebungen bereit. Dabei handelt es sich um drei Komponenten:

Die entwickelte Software richtet sich in erster Linie an Lehrpersonen und an Studierende und verfolgt das Ziel, die Gestaltung von Lernaufgaben und Lernumgebungen ohne spezifische Programmierkenntnisse zu ermöglichen. Damit wird auch den Lehrpersonen die Gestaltung interaktiver Lernszenarien ermöglicht, die aufgrund der technischen Hürden dies bisher nicht realisiert haben. Ein didaktischer Mehrwert kommt damit primär diesen Lehrerinnen und Lehrern sowie den Studierenden zu, die ebenfalls ohne spezifische Zusatzkenntnisse eine Lernumgebung – im Sinne ihres Studierplatzes – erstellen können. Darüber hinaus wird die Gestaltung von Wissensnetzen auf einfache Weise ermöglicht. Begrüßenswert ist ein solches Werkzeug auch deshalb, weil es ggf. dazu führt, dass die Lehrpersonen ihre Schülerinnen und Schüler anregen können, nicht nur die damit erstellten Produkte zu nutzen, sondern selbst eigene zu gestalten.

Damit wird bereits deutlich, dass es auf die unterrichtliche Einbindung der Werkzeuge bzw. der mit ihnen erstellten Produkte ankommt. Grundsätzlich sind mit Hilfe der Werkzeuge auch solche Umgebungen und Aufgaben generierbar, die eher traditionellen Auffassungen von Unterricht entsprechen und selbstständiges, kooperatives und handlungsorientiertes Lernen nur eingeschränkt fordern und fördern. Dies ist aber weniger ein Manko des Produktes, sondern eher ein – bei Autorensystemen generell wichtiger – Hinweis auf die Notwendigkeit der Berücksichtigung didaktischer Kriterien bei der Gestaltung von Lernmaterialien. Geht man vom Potenzial der Werkzeuge aus, so werden grundsätzlich unterschiedliche Lernaktivitäten unterstützt (EF-Editor):

Die TEE-Maschine unterstützt folgende Aktivitäten:

Das Autorenwerkzeug study 2000 unterstützt

Somit wird ein breites Spektrum von Aktivitäten – aus Sicht der Lehrenden und der Lernenden – unterstützt.

Die Frage der inhaltlichen Gestaltung in Modulen ist beim Softwaretyp eines Werkzeugs oder einer Programmierumgebung obsolet, allerdings legen die Werkzeuge eine modulare Aufbereitung von Inhalten durchaus nahe. Dabei kann auch eine Hierarchisierung von Inhalten abgebildet werden, so dass bestimmte Lernwege präfiguriert sind.

Die Handhabbarkeit und Bedienung der Autorenwerkzeuge ist insgesamt vergleichsweise einfach, weil sie sich an die standardisierten Windows-Oberflächen anlehnt (hohe Erwartungskonformität) und damit in der Navigation und Bedienung keine großen Umstellungen erfordert, wenngleich einzelne Funktionselemente neu gelernt werden müssen.

Die Quelldateien für die Erstellung von Studierplätzen können von den Nutzerinnen und Nutzern im (gewohnten) Texteditor (z.B. Winword) geschrieben werden und anschließend als HTML-Vorlage in den Compiler eingelesen werden. Damit ist in weiten Teilen der Anspruch der Entwickler, ein Werkzeug zu schaffen, das ohne Programmierkenntnisse bedienbar ist, erfüllt. Eine Arbeit im Quelltext ist nur noch im Aufgabeneditor erforderlich, dort werden aber die formalen Sprachelemente auch durch Menüoptionen bereitgestellt. Hierzu bedarf es allerdings einiger Übung.

Der Verzicht auf proprietäre Datenformate und die Beschränkung auf einen Texteditor sowie einen Webbrowser fördern bzw. begünstigen die Nachhaltigkeit des Produktes. Darüber hinaus erweist es sich im Hinblick auf die Klientel der Lehrerinnen und Lehrer vermutlich als vorteilhaft, die Gestaltung der Benutzeroberflächen der einzelnen Werkzeuge in Anlehnung an die gängigen Windows-Formate von Microsoft zu gestalten (wenngleich dies aus ideologischen Gründen nicht jeder teilen mag). Die Adaption der zu erstellenden Produkte an die Voraussetzungen der Lernenden geschieht z.B. über die Formulierung entsprechender Rückmeldungen. Hier gilt allerdings die Einschränkung, dass es sich dabei auch eher um kontextsensitive Hilfen denn um „echte" Adaptivität handelt. Ebenfalls günstig einzuschätzen ist die Unterstützung des Angebots über eine Website, die an einer Hochschule angesiedelt ist. Begrüßenswert ist der Vertrieb der Software als Freeware. Die Zugänglichkeit des Quellcodes (Open Source) erlaubt zudem die grundsätzliche Erweiterbarkeit des Produkts.

Dadurch, dass der Nutzer bzw. die Nutzerin die Inhalte der Lernumgebungen oder der Aufgaben selbst wählt und gestaltet, liegt eine Übertragung auf die jeweilige Lehr-Lernsituation in der Natur des Werkzeugcharakters, d.h. es besteht keine Bindung an vorgefertigte Themenbereiche oder eine Einschränkung auf bestimmte Inhalte.

Da es sich bei den entwickelten Produkten um Werkzeuge handelt, ist die Berücksichtigung von genderspezifischen Aspekten – auf die Gestaltung der Werkzeuge beschränkt. Da es sich hinsichtlich der Verwendung der Werkzeuge durchaus geschlechtsspezifische Effekte vermuten ließen, ist die von den Projektnehmern durchgeführte Studie zu begrüßen, in der bei männlichen und weiblichen Personen (n=300) keine diesbezüglichen signifikanten Unterschiede festgestellt wurden.

Die aufgewendeten Mittel erscheinen in Bezug zu den erstellten Produkten angemessen.

Insgesamt ist mit TOOLKIT ein Werkzeug entwickelt worden, das eine flexible Gestaltung von webbasierten Materialien bei nur geringen Anwendungskenntnissen und mit zusätzlicher Standardsoftware erlaubt und in unterschiedlichen Lehr- und Lernsituationen Verwendung finden kann.

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